Der richtige Umgang mit der Anrede im Bewerbungsverfahren
Nachdem eines der größten Business-Netzwerke mit einer großen Kampagne allen Nutzern das „Du“ angeboten oder auch aufgezwungen hatte, ist eine angeregte Debatte zu diesem Thema entstanden. In vielen sozialen Medien wurde sich darüber ausgetauscht, viel diskutiert und auch kritisiert.
Wer darf wem, wann und unter welchen Umständen das Du anbieten? Vor allem im Kontext eines Bewerbungsverfahrens sind die Antworten auf diese Fragen relevant. In der hippen Startup-Branche stellt sich diese so gut wie nie. Hier wird jeder Mensch, egal ob Mitarbeitender, Kunde oder Kontakt, direkt geduzt. Auch auf Veranstaltungen scheint dies zum guten Ton dazu zugehören. Hier sind die Konventionen relativ klar. Aber auch Startups haben nicht ausschließlich mit Startups zu tun. Auch große Unternehmen und Konzerne nutzen oft das Du auf ihren Internetseiten, Blogs und Stellenausschreibungen, um bewerbernah und sympathisch zu wirken.
Und wie sieht es im Bewerbungsgespräch aus? Bleibst es dann beim Du? Einige Fragen dazu wollen wir in diesem Blogeintrag beantworten.
Welche Anrede benutze ich im Anschreiben?
Sofern die Stellenausschreibung förmlich gehalten ist, liegt es auf der Hand, welche Anrede gewünscht ist. Ist die Stellenausschreibung in der Du-Form formuliert, wird es allerdings etwas komplizierter. Soll man dann plötzlich die unbekannte Personalchefin oder den Personalreferenten ungefragt beim Vornamen ansprechen? Wenn man sich nicht gerade für ein Schülerpraktikum oder eine Ausbildungsstelle bewirbt, ist das in der Tat schwierig einzuschätzen.
Hier ein paar Ideen für den Umgang mit dieser Situation:
1. Konsequent bleiben und einfach duzen was das Zeug hält. Wenn sich das Unternehmen diesen Kommunikationsstil ausgesucht hat, wird es auch ein Anschreiben dieser Art positiv bewerten.
2. Alles kann, nichts muss. Wer sich beim ungefragten Duzen der Personaler unwohl fühlt, sollte dies auch nicht tun. Das Anschreiben ist der persönlichste Teil an der ganzen Bewerbung und ist nicht erfolgsversprechend, wenn darin schon eine Anrede benutzt wird, die nicht zu einem passt.
3. Die goldene Mitte. Wer sich gar nicht entscheiden kann, dem bleibt noch die Mischung. Zum Beispiel kann man in der Anrede den Vornamen nennen und im weiteren Verlauf dann aber auf das Siezen umsatteln. Das wirkt nicht so verkrampft aber trotzdem höflich.
Mit welcher Anredeform kann ich im Bewerbungsgespräch rechnen?
Es ist so weit: Ihr Anschreiben scheint beim Unternehmen gut angekommen zu sein und ein Vorstellungsgespräch steht bevor. Hier stellt sich erneut die Frage, welche Anrede benutzt wird, damit keiner in eine unangenehme Situation gerät. Die Einladung gibt eventuell auch schon den ersten Hinweis darauf, was auf Sie zukommen wird. Hat das Unternehmen eine „Duz-Kultur“ etabliert, wird vermutlich auch das Du im Vorstellungsgespräch genutzt. Achten Sie darauf, wie Ihre Gesprächspartner*innen Sie ansprechen und tun Sie es ihnen gleich.
Fazit: Viele Jahre sollte das Bewerbungsschreiben so förmlich und korrekt wie möglich sein. Fehlerfrei ist immer noch wichtig, aber die Form ist gerade stark im Wandel. Hier herrscht kaum noch eine klare Linie vor, an der man sich orientieren kann. Wichtig ist, dass der Bewerbende sich mit seinem Text identifizieren kann. Und das ist auch das Positive an diesem Wandel. Keiner muss sich in ein gequältes Du manövrieren, aber gleichzeitig kommt man mit einem Du auf eine andere Ebene der Kommunikation. Beides ist auf dem Weg akzeptiert zu werden.
Wer sich unsicher ist, sollte sich nicht genieren zu fragen, bei welcher Form der Anrede man bei seinem Gegenüber ist. Und das am besten mit einer offenen Frage: „Wie sollen wir uns ansprechen?“.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem „Duzen oder Siezen“ gemacht? Wir freuen uns auf Kommentare und auch Anregungen, welche Vor- und Nachteile eine gelebte Duz-Kultur mitbringt.
Bildnachweise: Bild
Schreibe einen Kommentar